In Deutschland leben mehr als 14,3 Millionen Kinder unter 18 Jahren.* Etwa 15 % dieser Kinder haben eine chronische Erkrankung: fast 2,3 Millionen. Diese Zahl verdeutlicht, wie groß die täglichen Herausforderungen für die vielen Familien und Institutionen (im Gesundheitswesen) sind.
Der tägliche Umgang mit der Versorgung bietet den größten Ansatz für Verbesserung – im Digitalen und Analogen. Das Sozialpädiatrische Zentrum (SPZ) des Universitätsklinikums Freiburg steht den betroffenen Familien bei den komplexen Aufgaben zur Seite: Es leistet Hilfestellung und Unterstützung, zeigt Wege auf im Labyrinth des Gesundheitssystems, verkürzt lange Wartezeiten und findet Auswege aus dem Dickicht der Bürokratie.
Aber auch die knappen Ressourcen im SPZ erschweren für alle Beteiligte die optimale Unterstützung. Zum Problemlösen lud das Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes ein. Beim Innovation Camp 2024 "Creative Care" hatten das interdisziplinäre Team ein Ziel vor Augen: in einem Design Sprint über 2,5 Tage neue Ideen und konkrete Lösungsvorschläge entwickeln.
„Wir könnten nicht die eine allgemeine Mind-Map oder ein Organigramm aufzeichnen, weil das System zu komplex ist und zu viele Querverbindungen hat.“
Julia Schärer, Sozialpädagogin im SPZ Freiburg
Systemische Herausforderungen verstehen
Der intensive Austausch mit Mitarbeitenden und Betroffenen des Gesundheitssystems offenbarte grundlegende Herausforderungen. Aufgaben, die über einzelne Symptome hinausreichen, müssen erkannt und angegangen werden. In der Diskussion kristallisierten sich besonders folgende Punkte heraus:
Die Komplexität des Systems überfordert selbst Expert:innen: Prozesse sind intransparent und schwer nachvollziehbar
Selbst Ärzt:innen und Sachbearbeiter:innen kennen nicht alle Wege
Probleme erfordern ganzheitliche Lösungsansätze
Isolierte Betrachtungen führen oft zu Folgeproblemen.
Beispiel: Familien in Warteschleifen suchen häufig weitere Ärzt:innen auf, was zu unnötigen Behandlungen und zusätzlichen Kosten führt, die nicht zur Heilung und zur Steigerung der Lebensqualität beitragenDie häufige Komorbidität erschwert den Zugang zu Leistungen
Es fehlen „Wegweiser“, die Betroffenen helfen, bei mehreren Erkrankungen die richtigen Leistungen und Kostenträger zu identifizieren
Fehlende Softskills, wie Empathie
Barrierefreie Kommunikation:
Ärztebriefe, Klinik-Websites und andere Kommunikationsmittel verwenden Fachsprache oder „Bürokratendeutsch“, dies erschwert das Verständnis
Methodische Erkenntnisse für den Prozess in interdisziplinären Teams
Das Rahmenprogramm des Innovation Camps zu Creative Care zeigte deutlich, wie wichtig es ist, alle Teilnehmenden vor dem Start eines solchen Prozesses dort abzuholen, wo sie aktuell stehen.
Einfache Tools erzielen oft den größten Impact
In Interdisziplinären Teams ist die sorgfältige Vermittlung von Grundlagenwissen essenziell
Best Practices und persönliche Erfahrungsberichte machen komplexe Themen greifbar und zugänglich
Einbindung aller Stakeholder ist entscheidend für nachhaltige Lösungen.
„Wenn mein Sohn nicht in die KiTa darf und zwei bis drei Jahre vergehen, dann fehlt ihm diese Zeit in seiner Entwicklung, ich könnte nicht arbeiten gehen und die Kosten werden zunehmend belastender.“
Betroffene Mutter
Fazit: Digitale Transformation im Gesundheitswesen aktiv (mit-)gestalten
Die Ergebnisse des Innovation Camp haben eines deutlich gezeigt: Viele der entwickelten Lösungsansätze waren digitaler Natur. Gleichzeitig wurde eine signifikante Lücke sichtbar - im Gesundheitsbereich fehlen oft die Ressourcen für die Umsetzung digitaler Innovationen. Als Digitalagentur stellen wir uns demnach folgende Fragen:
Wie können wir das Gesundheitssystem bei der digitalen Transformation nachhaltig begleiten und Lücken in den Ressourcen überbrücken?
Welche Möglichkeiten haben wir, Lösungen zu entwickeln, die Auswirkungen bei den betroffenen Familien erzielen?
Wie können wir unser Wissen im Gesundheitsbereich strategisch erweitern, um Innovationen effizienter voranzutreiben?
Welche Partnerschaften und Kooperationen könnten helfen, nachhaltige Lösungen an den richtigen Stellen zu implementieren?
Die Motivation aller Beteiligten ist sichtbar. Es gilt jetzt, das Momentum in umsetzbare Projekte zu transformieren.
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