Wer Farben hört oder Formen schmeckt, weiß es: Es ist kein Problem, es ist eine Superkraft. Synästhesie wird erst dann zum Problem, wenn sie falsch erkannt und falsch diagnostiziert wird. Wir haben mit vier Synästhetikern zusammengearbeitet, ihre Wahrnehmungen aufgenommen und digital übersetzt. Nicht-Synästhetikern erschließt sich so eine Welt, die ihnen bislang verborgen war.
Farbwahrnehmungen, die durch akustische Reize ausgelöst werden, bezeichnet man als „farbiges Hören“. Jeder Klang evoziert ein synästhetisches Bild mit sehr unterschiedlichen Farbverläufen und Akzenten, das Synästhetikerin Molly Holst auf Papier skizziert und illustriert.
Die VR-App eröffnet völlig neue Möglichkeiten, farbiges Hören mit anderen zu teilen. Wir haben dazu die Sinneseindrücke von vier Synästhetikern mit Hilfe von etablierten Farbtabellen erfasst. Anschließend visualisierte ein 3D Artist gezielt ausgewählte synästhetische Wahrnehmungen. In mehreren gemeinsamen Sitzungen und vielen Einzelschritten näherte er sich den Sinneseindrücken an.
Durch den Einsatz von WebGL laufen die komplexen Visualisierungen synästhetischer Wahrnehmungen auf allen Browsern perfomant. Uns war klar, dass die Darstellungen exakt sein müssten und deshalb sehr viel Datenvolumen erfordern würden. Um das zu lösen, haben wir fast alle Visualisierungen von Grund auf programmiert. Mit einem selbst geschriebenen Photoshop Brushfilter fürs Web konnten wir beispielsweise Siljas Farbensehen so gesprenkelt darstellen, wie es ihrer Wahrnehmung entspricht.
Auf der Website können sich Besucher praxisnah informieren. Während Synästhetiker von ihren persönlichen Erfahrungen berichten, erläutern renommierte Experten wie Dr. Markus Zedler und Dr. Michael Haverkamp das Phänomen dahinter.