Künstliche Intelligenz, vor allem das Sprachmodell GPT-4, ist in aller Munde. Bei denkwerk haben wir die generative KI verwendet, um die Barrierefreiheit von Websites zu testen – und ein empathisches, auf die Beeinträchtigung zugeschnittenes Ergebnis zu generieren.
Wenn es um modernes Webdesign geht, ist Accessibility ein ausgesprochen wichtiger Punkt im Lastenheft. Immerhin haben 1,3 Milliarden Menschen – rund ein Sechstel der Weltbevölkerung – mit einer schwerwiegenden Einschränkung in irgendeiner Form zu kämpfen. Auf Deutschland herunter gerechnet, sind rund 10 Prozent der Bevölkerung von Behinderungen betroffen. Sehbehinderung ist eine Art der Einschränkung, die überaus relevant ist. Für Menschen mit fehlender oder stark eingeschränkter Sehbehinderung kann sich die Nutzung von Webseiten schnell als Barriere erweisen.
Beim denkwerk TechTalk präsentierte unser Senior Software Developer Miguel Franken eine neue Methode, um die Barrierefreiheit von Websites zu testen: Der bei uns neu entwickelte A11y-AI-Dienst erlaubt das Testing auf völlig neue, empathische Weise. Viele Websites sind für Menschen mit Einschränkungen nur schlecht nutzbar, bei Webshops liegt die Quote sogar bei rund 75 Prozent. Das Problem ist laut Miguel Franken meistens ganzheitlicher Natur: Shops und Websites sind oft nicht universell entwickelt, weil es am Bewusstsein fehle, dass auch Menschen mit Behinderung die Seite nutzen können müssen – und dass die Einschränkung einen nicht unerheblichen Teil der Bevölkerung betrifft. Im Sinne der gleichberechtigten Teilhabe greift deshalb ab Juni 2025 das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) auch im privaten Bereich. D.h. nicht barrierefreie digitale Services können bestraft werden. Allerdings sollte das nicht der Grund sein, warum man sich des Themas annimmt. Im denkwerk versuchen wir daher bei Entscheidern die Empathie für die Zielgruppen unserer Kunden zu wecken.
Bestehende Methoden zum Testing sind oft sehr technisch und wenig attraktiv, weder für die Menschen, die entwicklen, noch für die, die es nutzen. Daher haben wir uns überlegt, wie wir das Testing empathischer gestalten können. Die Lösung ist die KI für A11y: Sie erstellt mithilfe von GPT-4 und dem Axe-Core Berichte aus Sicht einer tatsächlichen Person mit Behinderung in „normaler“ Sprache. Das kann Anbietern von digitalen Services dabei helfen, ihre Websites barrierefreier zu gestalten: Sie können, so die Idee, mithilfe von A11y-AI besser verstehen, warum eine Optimierung notwendig ist.
Doch wie funktioniert das? Das System besteht aus drei Säulen: Einer Persona, dem Accessibility-Check und dem Kontext, also dem Inhalt der Website. All das wird mittels GPT zusammengeführt, um eine Analyse in natürlicher Sprache zu liefern, die die Persona scheinbar selbst verfasst hat.
In einem ersten Schritt haben wir daher eine künstliche Person („Persona“) entwickelt, die eine Hintergrundgeschichte besitzt und einen bestimmten Typus von Behinderung. Als erste Persona – weitere werden folgen – haben wir Claudia entwickelt: Claudia ist 63 Jahre alt, Architektin, und leidet unter Makula-Degeneration, einer Krankheit, die die zentrale Sehschärfe stark beeinträchtigt: Menschen mit dieser chronische Augenerkrankung können nur noch am Rand des Sichtfelds scharf sehen, die Krankheit führt mittelfristig zur Erblindung. Die Persona ist also stark sehbehindert.
In einem zweiten Schritt analysiert das System mit dem Axe-Core-Tool die eingegebene Website und gibt einen Report aus. Axe-Core analysiert derzeit 103 Accessibility-Regeln, der erstellte A11y-Report ist jedoch sehr technisch. Daher hat unser Entwicklungsteam ein Preprocessing entworfen, welcher die technische Ausgabe in nicht-technische Sprache übersetzt.
Zusammen erstellt A11y-AI einen Accessibility-Report in natürlicher Sprache, der von „Claudia“ erstellt zu sein scheint: Sie weist auf Probleme hin und erklärt, warum diese für sie und ggf. für andere Menschen mit Sehbehinderung relevant sind. Zudem erkennt das System Regelverletzungen, die so gravierend sind, dass zum Beispiel Assistenzsysteme nicht verwendet werden können. Dazu wird der Text in drei Bereiche verfasst: Einleitung, den eigentlichen Report – mit den Details zu den gefundenen Barrieren – und das Fazit.
Und so ermittelt „Claudia“ nach Eingabe einer Website-URL die Schwierigkeiten, die für einen Menschen mit starker Sehbehinderung auftreten können. Durch die Persona „Claudia“ ist das System empathisch und zeigt, dass das Web 'accessible' gestaltet werden muss. Durch diese Herangehensweise verstehen Entscheider besser, warum die Optimierung sinnvoll ist – aber am wichtigsten: Menschen mit Behinderung kommen zu einem deutlich besseren Online-Erlebnis.
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